Motiviert von so wundervollem positiven Feedback eurerseits, habe ich nun meine Schreibblockade durchbrochen und darf hiermit verkünden, dass nach Wochen der Funkstille, endlich wieder eine neue Kurzgeschichte online geht. Auf dass sie euch die Arbeit etwas erleichtern möge.
Als du träge deine Augen
öffnest, bemerkst du, dass du nicht in deinem Bett liegst.
Verschlafen siehst du dich um. Wann hattest du dein Zimmer verlassen?
Du weißt es nicht mehr. Nun jedenfalls stehst du mitten im
nächtlichen Frühlingswald. Die Luft ist kühl und ein sanfter
Windhauch streift durch die Bäume und streichelt dich im Gesicht. Du
blinzelst. Deine Füße sind kalt und feucht. Sie müssen nackt sein,
denn du spürst noch dazu den erdigen Boden zwischen deinen Zehen.
Eine Weile stehst du nun da und lässt die Eindrücke auf dich
wirken, fragst dich noch einmal, wie du an diesen Ort gelangt bist.
Als du dich gerade noch
einmal umsiehst, bemerkst du wie sich etwas im Wald bewegt. Dahinten
zwischen der großen Buche und der verkümmerten Fichte. Eine
Gestalt. Oder was du noch von ihr erhaschen konntest. Ein zarter
Schleier zieht sich wogend durch die Landschaft. Von Neugier gepackt,
willst du ihm folgen, setzt dich in Bewegung und spürst wie sich
deine Füße, einer nach dem anderen, schmatzend vom feuchten Boden
lösen. Deine Schritte hallen leise von den Bäumen wieder. Tapp,
tapp, tapp. Du gehst nicht, du rennst, denn der Schleier entfernt
sich immer schneller. Darauf bedacht ihn nicht aus den Augen zu
verlieren, schlängelst du dich an jeglichen Hindernissen vorbei,
zwängst dich zwischen dicht beieinander wachsenden Büschen
hindurch. Gerade hast du die Gestalt erreicht, die vor dir zu fliehen
scheint. Doch da bleibst du an einer Wurzel hängen und stürzt. Ein
überraschter Schrei entfährt dir, bevor du auf den Boden
aufschlägst, das Gesicht im Moos vergraben, Humus der durch deine
Finger quillt.
Unbeeindruckt und fest
entschlossen rappelst du dich aber sofort wieder, darauf gefasst der
Erscheinung sogleich wieder hinterherzujagen. Doch sie ist fort.
Hektisch blickst du dich nach allen Seiten um, suchst etwas, das sich
zu bewegen scheint, suchst nach einem zarten Hauch von Nichts, einer
Rauchwolke gleich. Jedoch bleibt deine Suche vergebens. Geknickt
setzt du deinen Weg fort, langsam, bedächtig. Gehst einfach ein die
Richtung weiter, in die gerade ohnehin unterwegs warst. Und dann
siehst du es. Vor dir tut sich eine Lichtung auf, von strahlendem
Mondlicht durchflutet, scheint alles an diesem Ort silbern zu
leuchten. Inmitten des weiten gräsernen Kreises thront ein mächtiger
Baumstamm, dessen Wurzeln noch halb in der zerwühlten Erde stecken
und des Krone, getroffen vom Blitz, gespalten zu sein scheint.
Gespenstische Schatten tanzen über seine mächtige raue Rinde. Und
auf ihm, da siehst du sie nun wieder. Diese Gestalt der du gefolgt
warst. Schleier fliegen im Kreis in sanften Wellen, auf und ab. Ein
silbernes Gewand, gesponnen aus Mondlicht, so scheint es, getragen
von einer zierlichen Gestalt, engelsgleich. Ihre Bewegungen sind
nahezu anmutig. Voller Faszination bewunderst du sie. Beobachtest wie
kleine Lichter sich aus dem hohen Gras erheben und wie in Trance den
Bewegungen dieser zarten Elfe folgen. Glühwürmchen die voller
Euphorie ihrer Herrin gleichtun.
Die Zeit scheint in
Wehmut vor diesem magischen Moment innegehalten zu haben und der
Melodie der Stille lauschen, so wie auch du. Dein Blick folgt dem
Geschehen, das sich den mächtigen Stamm auf und ab bewegt und du
kannst dich nicht davon lösen. Und dein Herz beginnt zu rasen, als
dieses Wesen sich zu dir umzuwenden scheint. Erfüllt von Freude und
Genugtuung, es nun in voller Pracht sehen zu können, hältst du den
Atem an. Sein Kopf dreht sich zu dir um und das lange silberne Haar
und die weiten Schleier schwingen elegant mit ihm. Seine Augen
wandern über die Lichtung, bis sie auf dich treffen. Du kannst kaum
glauben, diesen Moment zu erleben, da öffnest du die Augen, deine
irdischen Augen und hast das triste Weiß deiner Wände vor dir.
Ein Seufzen der
Enttäuschung entfährt dir, bevor du dem Piepen deines Weckers
nachgibst und dich aus deinem Bett quälst.
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