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Rezension/Review zum Manga Buddy Go! (Tokyopop)

Mit sich selbst unzufrieden sein oder zu schüchtern, um wirklich aus sich herauszukommen. Etwas wollen, aber Angst davor haben. Jemand anderes sein wollen. Jemand stärkeres. Gedanken und Gefühle die viele aus ihrer Jugend kennen und mit denen einige von uns zu kämpfen haben oder hatten. Mit diesem Gefühl, den daraus resultierenden Taten und deren Folgen beschäftigt sich der Manga Buddy Go!.

Hier begleiten wir die junge Ai Shizukuishi (Shizuku) durch einen Teil ihrer Jugend, der ihr nicht gerade leicht erscheint und dennoch stellt sie sich der Situation voller Ehrgeiz. Auf einer Videoplattform veröffentlicht sie Tanzvideos unter dem Namen Ai und verkleidet als Junge. Sie traut sich nicht, ihre wahre Identität preiszugeben, obwohl sie bisher sehr erfolgreich und beliebt unter den Zuschauern ist.
Ihr größter Wunsch ist es, besser zu werden, als der bekannte unter Vertrag genommene Jugend-Tanzstar Hayate. Dass sie diesem Ziel näher steht, als sie glaubt, begreift sie, als genau der vor ihr steht. Er bittet sie, Ai - den sie ja gut kennt - zu einem Casting einzuladen. Das Ende vom Lied ist erst der Anfang einer ungewollt intriganten und spannenden Geschichte. Die Geschichte des Gesangs- und Tanzduos Buddyz, bestehend aus dem Idol Hayate und Ai, dem mysteriösen und androgyn hübschen Internet-Star.

Manga Review Buddy Go!
Hayate lernt beide Ais kennen, ohne dabei zu bemerken, dass sie ein und die selbe Person sind (zumindest zu Beginn). Das ist jedoch gar nicht so verwunderlich, denn Ai scheint in ihren zwei Rollen auch zwei Persönlichkeiten zu entwickeln. Sie ist zwar sehr lebensfroh und liebt das Tanzen über alles, ist aber auch unendlich schüchtern. In der Öffentlichkeit ihrem Hobby nachzugehen ist ihr peinlich. Diese Ai lernt Hayate nur durch Zufall und unter dem Namen Shizuku kennen. Dabei beschleicht einen der Anschein, dass er sich in das leidenschaftliche Mädchen verlieben könnte.
Als Ai der Online-Star hingegen wirkt sie sehr geheimnisvoll und selbstbewusst. Zwar ist ihr Lampenfieber das gleiche wie zuvor, doch ihr Auftreten verändert sich. Sie wird ehrgeiziger und extrovertierter. Außerdem scheint sie sich ohne Unterlass mit Hayate in die Haare zu bekommen und zu rivalisieren. Wie ein echter Draufgänger. Diesen Ai lernt Hayate als Rivalen und Tanzpartner-wider-Willen kennen und gibt sich ihm gegenüber ohne jede Scheu. Sie sind schließlich beide Jungs, ne.

Manga Review Buddy Go!
An Buddy Go! hatte ich absolut keine Erwartungen, ganz im Gegenteil hatte ich mit etwas sehr klischeebehaftetem gerechnet. Mitgenommen habe ich ihn nur wegen der recht interessanten Thematik: Tanz und das Flüchten in eine fiktive Identität. Gerade zweiteres wirkt immer sehr vielversprechend, da es tiefe Abgründe der menschlichen Psyche aufzeigt (oder aufzeigen kann), was wiederum wahnsinnig interessant ist.
Was ich schließlich von dem Manga bekommen habe, konnte mich positiv überraschen. Wie bereits erwähnt blüht Ai in zwei Persönlichkeiten auf. Dem schüchternen Ding das sie ist und der selbstbewussten Tänzerin die sie gerne wäre. Das Verstecken hinter einer Fassade, die niemand durchblicken kann außer ihrer besten Freundin Kii-chan, gibt ihr Mut und Kraft, die Person zu sein, die sie sein möchte. Ein Umstand der mir sehr gefällt. Er zeigt einen möglichen Prozess der Selbstfindung auf und lässt uns als Leser daran teilhaben.

Neben Ai weißt auch Hayate eine interessante zwiespältige Persönlichkeit auf. Den taffen Typen den die Öffentlichkeit kennt, den Frauenheld. Daneben lernen wir ihn als "echte Ai" aber auch von einer sehr viel sensibleren und verunsicherteren Seite kennen, die man einem so selbstbewussten und von sich selbst eingenommenen Menschen kaum zutrauen mag.
Das Spiel mit den Charakterzügen der Protagonisten tut der Geschichte gut und stützt einen Großteil der Handlung. Denn nur durch diese kontroversen Charaktere kann die Handlung so verlaufen, wie wir sie erleben. Neben all dem glänzt der Manga zusätzlich mit einem schönen und an passenden Stellen leicht selbstironischen Zeichenstil, der besonders die unterschiedlichen Tanzstile der beiden zum Ausdruck bringt.


Manga Review Buddy Go!Was ich an Buddy Go! jedoch wieder etwas schade finde, ist die - vielleicht sogar unbewusste - Stereotypisierung von Geschlechtern. Als Mädchen ist Ai schüchtern und ängstlich, typische Eigenschaften junger Mädchen. Als Junge wiederum ist selbstbewusst und schlagfertig, wie Jungen es sein sollten. Diese Eigenschaftsverteilung auf eine männliche und weibliche Version der selben Person verfestigt nur unnötig die gängigen Rollenbilder, die schlichtweg veraltet sind. Warum? Weil wir sie stumm hinnehmen, ohne das Gesehene dabei kritisch zu beleuchten. Wir lesen und schieben es automatisch in die bekannten Schubladen "typisch männlich" und "typisch weiblich". Zwei Schubladen die ich für mich aufzulösen versuche.

Weg von meiner Assoziation und hin zum Inhalt ist es außerdem ein wenig schade, wie schnell Hayate Verdacht schöpft, bezüglich der Ähnlichkeiten zwischen Ai und Shizuku. Wenn man bedenkt, dass der Manga aktuell bereits fünf Bände umfasst und noch nicht abgeschlossen ist, hätte man Hayate ruhig lange zappeln lassen können, bevor er auch nur auf die Idee kommt, wie all diese seltsamen Zufälle zustande kommen.

Manga Review Buddy Go! Alles in allem bin ich jedoch positiv überrascht von diesem Werk der Sugars!-Zeichnerin - er hatte mich unbewusst sofort an diesen Einzelband erinnert. Die Handlung verspricht Spannung, der Stil ist für Shoujo absolut passend und betont auch unterschiedliche Emotionen und Tanzstile sehr schön und die Charaktere sind angenehm gut durchdacht. Anders als angenommen ist man hier nicht an einem reinen Liebesmanga für junge Leser.

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