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Und dann zieht alles an dir vorbei


Review zu Life is Strange Episode 5
Eine erneute und hiermit letzte Spoilerwarnung: Dieser Beitrag verrät den Ablauf der finalen Episode von Life is Strange sowie das Ende des Spiels! Außerdem ist er in zwei Abschnitte aufgeteilt. Angefangen mit dem Ablauf und den Entscheidungen der Episode und geendet mit meinem Fazit zum Spiel. Wenn euch die Informations- und Bilderflut zu viel ist, lest euch einfach mein Fazit durch.

Life is Strange lässt mich schlussendlich mit sehr intensiven aber gemischten Gefühlen zurück. All die Emotionen die wir während des Spielens aufbringen und entwickeln, schlagen mit Episode 5 so ruckartig um, dass wir uns fühlen wie im falschen Film. Die verdrehte aber doch irgendwie heile Welt die wir uns aufgebaut haben, beginnt nicht nur zu zerbröckeln, sie verbrennt förmlich vor unseren Augen - und wir sind machtlos.
Genau so muss Max sich fühlen, in der Sekunde in der sie aufwacht. Benommen und ahnungslos, mit einem dumpfen Schmerz im Hinterkopf und einem Gefühl von Taubheit in allen Gliedmaßen. Sie schlägt die Augen auf und hat das Grauen vor sich. Die Dunkelkammer. Dem Ort am dem sie erfuhr, was mit Rachel Amber und Kate Marsh - und so vielen weiteren unschuldigen Mädchen - geschah. Dem Ort an dem es geschah.

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Das Ende von Episode 4 war ein Schock - für Max und uns als Spieler und Zuschauer. Wir waren gleichermaßen hilflos, als wir mitansehen mussten, wie Chloe erschossen wurde und gleichermaßen überfordert, verwirrt und schockiert als Mark Jefferson vor uns trat und uns mit kalten Augen von oben herab betrachtete. Wir waren Wild für ihn. Wie ein hilfloses Reh, das er gerade geschossen hatte.
Auf diesem Schockzustand und der enormen Verwirrung baut Episode 5 nun auf. Gerade noch mussten wir erfahren, dass es gar nicht der so verhasste Nathan ist, vor dem wir uns hätten in Acht nehmen sollen, sondern der uns vermeintlich schutzbefohlene Professor. Und im nächsten Moment finden wir uns in dessen Dunkelkammer wieder, an einen Stuhl gefesselt, mit Beruhigungsmitteln zur Unkenntlichkeit betäubt und als Fotomodell wider Willen missbraucht.
Warum tut Jefferson das?

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Getrieben von der Erinnerung an Chloes Tod, der bewusstlos neben ihr liegenden Victoria und dem tosenden Sturm außerhalb dieses Bunkers mobilisiert Max all ihre Kräfte, um die Zeit noch einmal zu ändern. Mithilfe mehrerer Fotos - geschossen von Jefferson oder aus ihrem Tagebuch - schafft sie es aus der Dunkelkammer heraus.
Über eine Reihe von Verstrickungen und mit Davids Hilfe - woran keiner von uns auch nur im Traum gedacht hätte - bringen wir die Zeit sogar so weit in Ordnung, dass Mark Jefferson geschnappt wird. Bereits zu Beginn dieser chaotischen Woche wandern er und Nathan ins Gefängnis und wir reichen davor sogar noch unser Foto ein. Ein Ereignis von dem wir wohl niemals dachten, es miterleben zu dürfen, wird auf einmal Realität. Maxine Caufield gewinnt den Everyday Hero Contest und wir fliegen - in Begleitung von Direktor Wells - nach San Franzisco.
Für einen Moment scheint die Welt wieder vollkommen im Lot zu sein. Und für diesen einen Moment können wir es in vollen Zügen genießen, all diese tragischen Vorfälle hinter uns zu lassen und stattdessen durch eine Galerie zu wandeln, in der unser Foto hängt! Ein Traum. Jedoch einer der nicht lange währt. Denn bald schon bemerken wir einen Anruf von Chloe, die gerade vor dem Tornado aus unserer Vision flieht und dann plötzlich das Signal verliert.

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Wir konnten zwar unseren psychopathischen Prof aufhalten, jedoch nicht die alles verschlingende Umweltkatastrophe die gerade im Begriff ist unsere Heimat und Freunde zu verschlingen. All der Ruhm und die Freude und Erleichterung sind schlagartig dahin, denn wie Max es sehr treffend feststellt: Chloe ist wichtiger. Also wieder zurück!
Mithilfe unseres Wettbewerbsfotos - Max vor ihrer Fotowand, wir erinnern uns - reisen wir also in die Vergangenheit zurück und stoppen alles bevor es soweit kommen kann. Foto geschossen, Foto zerrissen. Damit müsste alles wieder in Ordnung sein! Doch neben all den zeitchronologischen Katastrophen nimmt auch Max' Körper - oder ihr Verstand? - mittlerweile massive Schäden. Wir können nicht länger leugnen, dass wir uns damit selbst schaden.

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Dieser Zustand hält auch an, als wir nach dem erneuten Verändern der Zeit wieder zu uns kommen. Die Welt scheint verzerrt und löchrig, unsere Wahrnehmung getrübt. Überall tun sich riesige rötliche Flecken und Risse auf. Unsere Umgebung können wir nur noch spärlich wahrnehmen. Und doch erkennen wir, wo wir uns befinden. Die Dunkelkammer. Schon wieder! Aber warum?
Als Jefferson uns einen erneuten Vortrag hält, verrät er uns, dass er unsere Sachen verbrannt hat, was auch erklärt warum wir in dieser abartigen Kammer sind: Das Foto mit dem wir entkamen, existiert nicht mehr. Die Begründung: Er wollte unsere Sachen nicht mehr sehen. Er bedauert es, wie achtlos wir unser Talent weggeworfen, unser Wettbewerbsfoto zerrissen haben. Aber wir haben Potenzial! Ja das haben wir. Sein bestes Modell könnten wir werden. Und wir können seine widerwärtige Stimme und den daraus hervorgebrachten Stunk einfach nicht mehr hören. Wir hassen sie. Hassen ihn.

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Und als es scheint, dass alles verloren ist, wir das Bewusstsein an diese eine letzte Dosis verlieren, wandelt sich das Blatt. Denn bevor Jefferson sie uns verpassen kann, stürmt jemand den Bunker. Erst wissen wir nicht, wie uns geschieht und sehen mit an, wie er David Madsen zu Boden schlägt. Doch wir sind Max Caufield, die Frau mit der Rewind Power! Also spulen wir die ganze Szene zurück und warnen David. Auf diese Weise schleusen wir ihn sicher durch ein Handgemenge, bringen Jefferson zu Fall und verhindern sogar Davids Tod, den wir unter Umständen mit ansehen müssen.
Egal wie sehr diese Kraft uns schwächt und zerstört, wir können Leben damit retten und vielleicht Arcadia Bay vor einem Tornado bewahren! Mit dieser Aussicht sind uns alle Konsequenzen egal.

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Als Jefferson endlich besiegt und gefesselt am Boden liegt und David uns befreit, wandelt sich unsere Meinung über den Kontrollfreak endgültig. Fast haben wir das Bedürfnis ihm verzweifelt schluchzend um den Hals zu fallen, doch Max ist da etwas anders gestrickt. Sie ist zu verwirrt und gleichzeitig fest entschlossen, Chloe zu retten, die zu diesem Zeitpunkt natürlich schon wieder tot ist.
Nach unserer Befreiung können wir nach draußen stürmen, Warren anrufen und nach dem letzten Foto fragen, mit dem wir den Supergau noch aufhalten können oder uns davor in ein tiefgründiges Gespräch mit David begeben. Nachdem er uns gerade das Leben gerettet hat und sich zunehmend einsichtiger in seinem Verhalten sieht, sprechen wir ihn an.
David ist ebenso entsetzt über all das Geschehene wie wir. Er bedauert zutiefst, nicht früher gehandelt zu haben, vor allem da er - wie er uns nun endlich offenbart - Jefferson von Anfang an verdächtigt hat. In der Sekunde denke ich an Episode 2 zurück und die Möglichkeit neben Nathan und David eben auch Mark für Kates Unglück zu beschuldigen. Als logisches Resultat wählte ich Nathan - wie kurzsichtig ich doch war.
Im Verlauf des Gesprächs werden wir vor eine alles entscheidende Frage gestellt. David teilt seine Sorgen und Fürsorgegedanken bezüglich seiner Familie - auch Chloe - mit uns, erzählt uns, dass er sie immer nur beschützen wollte und selbst einsieht, dass er zu weit ging in alle dem. Die Überwachungkameras im Haus hätten nicht sein müssen. Dann erkundigt er sich nach Chloe.
Plötzlich stehen wir vor Wahl: Ihn anlügen und behaupten sie sei wohl auf oder ihm die Wahrheit über ihren Tod sagen. Ich wählte die Wahrheit, weil er sie nach allem was geschehen war, verdient hatte. Die Konsequenz daraus war ein unkontrollierter Ausraster. David erschießt den bewusstlosen Mark und sinkt dann endgültig vollkommen verzweifelt und am Rande des Glaubens in sich zusammen.
Das ist der Moment in dem wir geschockt und triumphierend auf unseren ehemaligen Professor herabblicken und schlussendlich nur noch den Raum verlassen können. David benötigt Zeit für sich. Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun, außerdem müssen wir unbedingt Warren finden und an dieses Foto gelangen.

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Ein Telefonat an der Oberfläche verrät uns, dass Warren im Two Whales Diner ist, das dem Tornado nur noch spärlich standhält. Mit den eben geklauten Schlüsseln und Jeffersons Auto fahren wir los. Der Anblick der sich uns bietet ist Herz zerreißend. Die Straße ist übersäht von Trümmerteilen, die Häuser liegen in Schutt und einige von ihnen brennen. Ständig kommen uns fliehende Personen entgegen und wir stürzen uns, ohne groß darüber nachzudenken ins Getümmel.
Dort ist jemand eingeklemmt, da sitzt ein anderer im brennenden Haus fest und an anderer Stelle steht Alyssa im oberen Stockwerk eines einstürzendes Hauses. Wir helfen ihnen, jedem von ihnen. Selbst wenn wir diese Realität in wenigen Momenten auslöschen und in die Vergangenheit zurückkehren werden, helfen wir ihnen. Etwas sagt uns, dass es so sein muss.

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Review zu Life is Strange Episode 5 Am Diner angekommen verhindern wir erst einmal dessen Zerstörung, bevor wir uns ins Innere begeben. Warren ist unendlich erleichtert uns zu sehen, doch auch er ist am Ende seiner Kräfte. Joyce versorgt gerade die Verwundeten unter denen sich auch Frank befindet. Mit einem Mal bereuen wir nahezu alles, das in den letzten Tagen geschehen ist.
Wir unterhalten uns mit jedem von ihnen. Frank können wir die unglückliche Nachricht von Rachels Tod überbringen und ihm erklären, was geschah. Er verflucht sich selbst dafür, an Nathan verkauft zu haben. Irgendwie hat er es ja doch geahnt. Und Joyce macht sich einer liebenden Mutter gleich Sorgen um jeden, der in Gefahr oder angeschlagen ist. Sie jedoch können wir nur anlügen. wir sagen ihr, Chloe sei bei David in Sicherheit und dass er uns gerade das Leben gerettet habe - vor dem Sturm, nicht Mark Jefferson.

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Als wir mit Warren sprechen, können wir ihm zum ersten und einzigen Mal von unseren Kräften erzählen, davon was wir getan haben und tun werden. Erstaunlicher Weise glaubt er uns nicht nur und unterstützt uns, sondern hat auch eine ungeheure Theorie. Jede Zeitveränderung, jeder Rewind hat diesen Tornado der dort gerade tobt nur weiter geschürt und gefüttert. Dieser Gedanke ist mehr als beunruhigend. Bevor wir darauf jedoch gehen, können wir Warren die letzte Ehre erweisen - eine Umarmung, ein Kuss oder wortlos gehen.
Zurück in der Vergangenheit können wir nun Chloe davon abhalten, die Party zu stürmen und ihr alles erzählen. Sie glaubt uns. Und sie sorgt sich um uns.
Wenig später schleppen wir uns gemeinsam zum Leuchtturm hinauf. Wie wir jedoch dort ankommen, bekommen wir nicht mit. Denn Max hat einen totallen Blackout. Visionen plagen sie und sie sackt zusammen. Sind es Visionen? Oder ist all das real? Wo sind wir? Was passiert hier? In einer absurden Alptraum Sequenz durchleben wir all die Ängste, von denen Max geplagt wird. All das lässt sich nur schwer in Wort fassen, daher möchte ich euch mit Bilder hindurch führen.

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Nach all diesen schrecklichen Momenten, all der Angst und Verzweiflung und nachdem unser Leben noch einmal an uns vorbeizog, ganz als würden wir sterben, kommen wir am Leuchtturm wieder zu uns. Gemeinsam mit Chloe sehen wir auf Arcadia Bay hinab und beobachten dessen vollständige Zerstörung.
Chloe steht an einem emotionalen Abgrund, gibt sich für all das die Schuld. Wie oft haben wir sie gerettet, die Zeit für sie verändert. Sie ist der Auslöser für all das. Sie dürfte eigentlich gar nicht leben. Sie müsste tot sein. Mit all diesen Gedanken konfrontiert sie uns, verzweifelt, am Boden zerstört. Und sie stellt uns vor die Wahl, die einzige Wahl die wir haben. Alles rückgängig machen oder nicht?

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Mein Fazit

Zunächst einmal: Verzeiht mir diese unglaubliche geballte Flut an Screenshots in den letzten beiden Beiträgen! Aber die Episoden 4 und 5 haben in mir eine Welle an Emotionen ausgelöst und dabei ein wahres Schlachtfeld hinterlassen. Die Ereignisse überschlagen sich und man kommt gar nicht mehr hinter her, all das zu verarbeiten, in die richtigen Kästchen zu stecken und zu sortieren.
Mir ist selbst aufgefallen, dass meine "Rezensionen" zu den einzelnen Episoden zunehmend in Nacherzählungen meiner eigenen Entscheidungen ausgeartet sind. Doch anders konnte ich dieses Spiel kaum kompensieren und in Worte fassen. Auch wenn ihr - falls ihr es nicht selbst gespielt habt - nach diesem Beitrag nun den Verlauf und das Ende kennt, kann ich euch nur ans Herz legen, Life is Strange selbst einmal zu spielen. Nicht nur weil die Entscheidungen die ihr trefft, das weitere Geschehen maßgeblich beeinflussen und somit andere Ereignisse generieren, sondern auch weil die Gefühle ganz andere sind, wenn ihr nicht nur diese Shots von mir seht.

Die finale Episode dieses wunderbaren Spiels hat noch einmal alle Geschütze aufgefahren. Dabei ist viel Gutes herausgekommen, doch auch etwas Trübsinn. Die ganze Zeitreise und Manipulationssache hat einen faden Beigeschmack Deponia Doomsday und wird spätestens bei dritten Mal, das wir in Jeffersons Fotobunker aufwachen etwas öde. Doch wenn man über diesen hinaus ist oder über ihn hinweg sieht, ist die Umsetzung einfach nur genial.

Die Entwickler schaffen es, aus dem sympathischen Professor für den wir vielleicht sogar ein wenig geschwärmt haben, einen psychopathischen und fanatischen Serienmörder zu machen, den wir aus tiefstem Herzen hassen. Dieses Gefühl vertieft sich mit jeder Szene in diesem Stuhl mit der Kamera vor der Nase nur noch mehr.

Die meisten widersprüchlichen Emotionen und grandiosen Stilmittel kommen allerdings in der Alptraum Sequenz zusammen. Angefangen in Jeffersons Lesung die wir zum gefühlt tausendsten Mal hören müssen, wissen wir bereits schon nicht mehr, was mit uns geschieht. Eben standen wir noch im strömenden Regen und haben einem Tornado ins Auge geblickt und nun sitzen wir dort - erneut.
Als wir dem Klassenraum entkommen, finden wir uns im Flur des Mädchenwohnheims wieder. Ein Flur ohne Entkommen. Egal durch welche Tür wir gehen, wir betreten ihn durch die immer selbe erneut. Tür auf, rein in den Flur. Tür auf, Flur, Tür, Flur, Tür, Flur. Ein niemals enden wollender Teufelskreis. Bis wir den Schlüssel zu Raum 218 finden und durch diese Tür schreiten.
Doch auch damit betreten wir wieder den Korridor des Wohnheims, nur hat er sich diesmal verändert. Wir treffen auf Kate, die an ihrer Tür vor ihrem eigenen Foto betet und beginnt uns Vorwürfe zu machen. Wenn wir eine neue Tür wählen betreten wir erneut eine andere Variante des Flurs. Immer wieder. Bis wir plötzlich im Korridor der Universität stehen, ganz so wie wir es zu Beginn der ersten Episode taten. Die Situation scheint die gleiche, doch alles läuft rückwärts ab. Die Leute gehen rückwärts, sprechen rückwärts, sogar die Anzeigetexte sind verkehrt herum.
Auch als Spieler fangen wir langsam an zu verzweifeln. Wir verstehen nicht, was da passiert, warum es passiert. Mit jeder weiteren Tür, jedem Abschnitt begegnen wir Menschen, die uns Vorwürfe machen. Sie stellen unser Handeln und unsere Absichten in Frage, ächten uns, verspotten uns, machen sich über uns lustig. Menschen die wir lieben. Wir finden uns in Situationen wieder, die uns Angst machen. Menschen die sich hassen sollten, sind auf einmal die besten Freunde oder mehr. Die Welt steht Kopf.
Und spätestens als unser Leben an uns vorbei läuft - oder viel mehr wir an ihm - sind wir uns sicher: Entweder stirbt Max gerade oder sie ist schon lange tot. Vielleicht ist sie nur eine Projektion der Vergangenheit, vielleicht eine Geschichte in einem Buch. Ich denke an The Whispered World, ist es hier ähnlich?

Doch das scheint es nicht zu sein. Denn als ich vollends überzeugt bin, bald den Plottwist des Todes vorgesetzt zu bekommen, kommt Max zu sich. Und erneut kommen mir die Tränen. Kein Spiel - und auch kein Film - hat mich jemals so nah an den Rand der Hilflosigkeit getrieben, wie Life is Strange. So oft wollte ich nicht wahrhaben, was da passiert, welche Entscheidungen von mir verlangt wurden.
So auch diesmal. Die Diskussion darum, wer nun an diesem Sturm und all der Vernichtung Schuld hatte brach mir bereits das Herz. Doch entscheiden zu müssen, ob Chloe lebt oder ihre Existenz für das Wohl einer Stadt geopfert wird, das konnte ich nicht. Ich wollte nicht. Und ich entschied mich für Chloe. Weil es für mich, für Max und für Chloe das einzig richtige war.

Mit dieser Masse an Gefühlen müssen wir nun erst mal klar kommen. Vielleicht reagiert ihr nicht ganz so emotional auf diese Ereignisse und Entscheidungen, wie ich. Doch eines ist sicher: In diesem Spiel steckt unglaublich viel Herzblut, Liebe und eine Menge Gedanken. Gedanken über mögliches Geschehen und gesellschaftskritische Themen. Hier wird nicht nur das Leben als Teenager in einer Gemeinschaft seziert, sondern auch unser Umgang mit Drogen, Gewalt und körperlichem sowie seelischem Missbrauch thematisiert und sehr hart kritisiert. Und das ist gut. Wir müssen über solche Themen sprechen. Jetzt.

Kommentare

  1. Ich finde nicht, dass das ganze mit Bildern überladen ist.Ich fand diesen Beitrag sehr gut.Hast du eigentlich auch schon gehört, dass es eine Fortsetzung geben soll?Nochmal zu den Bildern, natürlich geht es in diesem Blog um den Text, aber warum auf visuelle Hilfsmittel verzichten, wenn sie unnötig schwierige Erklärungen verhindern?
    Mach weiter so. :D Ach und ein frohes neues Jahr!

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    1. Ich habe die Gerüchte um eine Fortsetzung mitbekommen, da die aber recht weit auseinander gehen, glaube ich das erst, wenn es eine offizielle Stellungnahme gibt.
      Da hast du allerdings Recht. Bei gut 40 Screenshots war ich mir nur nicht sicher, ob es nicht zu viel des guten ist.
      Ebenfalls! :D

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    2. Kennst du eigentlich das Spiel ,,Heavy Rain'' und oder würdest auch was dazu schreiben?

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    3. Heavy Rain kenne ich, ja, habe es aber nie gespielt und besitze es auch nicht. Insofern wird es mir schwer fallen, darüber zu schreiben.

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    4. Achso, schade, aber danke für die Rückmeldung!

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    5. Sie haben eine wirklich tolle website. Ich Folge Ihren Vorschlägen sorgfältig. Ich lese Ihre Artikel regelmäßig. Danke schön.

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    6. Vielen Dank, das freut mich sehr!

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