Zeitsprunggeschichten kennen wir zu Hauf. Vor allem aus Filmen. The Timemachine. Looper. Deja Vu. Die Idee ist nicht neu und in der Regel läuft es immer recht ähnlich ab: Alles versinkt im Chaos. Mit Miyako auf den Schwingen der Zeit ist nun ein Manga im Hause Tokyopop erschienen, der sich ebenfalls diesem Chaos bedient. Allerdings mehr auf zwischenmenschlicher Ebene.
Wer kennt es nicht. In der Schule, im Job, dem Freundeskreis oder der Familie passiert etwas, das man nicht wollte, das so nicht sein darf. Etwas zum eigenen Nachteil oder dem geliebter Menschen, man zerstreitet sich, es gibt verherende Missverständnisse, jemandem stößt etwas schlimmes zu, die Eltern trennen sich, einem wird der Schwarm vor der Nase weggeschnappt. Instinktiv und impulsiv wünschen wir uns, alles ändern, rückgängig machen zu können, die Zeit zurück zu drehen.
Mit Letzterem muss Miyako sich auseinander setzen. Der Junge in den sie seit gut zwei Jahren verliebt ist, geht mit ihrer Schwester (und bevor ihr euch über deren Moral aufregt: Weder er noch die Schwester wissen von dieser heimlichen Verliebtheit). Das Leid, die beiden so glücklich zu sehen, küssen zu sehen, kann Miyako nicht ertragen - so sehr sie es ihrer Schwester auch gönnt. Und wie es der Zufall so will, findet sie in ihrem Spint einen Schlüssel, mit dem sie in der Zeit zurück reisen kann. Kurzer Hand verhindert sie das erste Treffen der beiden und somit auch, dass sie sich verlieben und zusammen kommen. Happy End? Nein! Jetzt geht der Spaß erst los.
Miyako und ihre Schwester sind sich relativ unähnlich. Während die Eine das niedliche Mädchen Klischee bedient, ist die andere eine dagegen reife Schönheit. Dennoch verstehen sie sich super und halten zusammen wie Pech und Schwefel, statt sich wegen ihrer Ungleichheit, eventuellem Neid und unterschiedlicher Interessen zu befeinden. Ich finde es schön, dass dieses Klischee hier außen vor gelassen wurde und zumindest die Familie für Miyako keine Katastrophe ist, sondern eher einen Ruhepol darstellt.
Auch dass Miyako eine kleine Zockerin ist, die ihre Nächte lieber mit Monster Hunter durchmacht, statt zu schlafen, geschweige denn - Gott bewahre! - zu lernen - Prokrastination lässt grüßen - finde ich super. Und das weniger weil damit Randgruppen aufgenommen werden, sondern weil sie damit eine der wenigen Figuren in einem Manga ist, die ich kenne, die einem tatsächlichen Hobby nachgehen. Alltägliche Dinge wie Hobbys oder auch das Zähneputzen und Frühstücken werden so oft vernachlässigt, obwohl sie zum Menschsein dazu gehören. Das macht mir Miyako zum einen wahnsinnig sympathisch und es leichter mich mit ihr zu identifizieren, weil zocken, und zum anderen realer. Ich spreche das sehr häufig an, weil es mir persönlich wichtig ist, dass auch fiktive Figuren in ihrem Denken und Handeln real und greifbar wirken. Das macht eine Geschichte lebendiger und natürlicher zu verarbeiten.
Das Drama an sich ist nichts Neues und nichts Besonderes. Ebenso wie Geschichte und Handlung. Vorhersehbar und damit nur bedingt spannend. Das war aber fast zu erwarten. Wirklich störend ist das jedoch nicht. Ein Rad muss nicht neu erfunden werden, um zu rollen. Denn das Ganze ist dennoch sehr liebevoll umgesetzt, süß gemacht und der Zeichenstil für einen Shoujo Manga perfekt.
Ich würde zwar nicht sagen, dass Miyako ein Must-Read ist, nicht einmal, dass man viel verpasst hat ohne ihn. Aber einen Blick ist er dennoch irgendwie wert. Man bereuht ihn zumindest nicht.
Sehr gut geschrieben! Ich mag Deine Erzählsprache :) Ich musste gleich erstmal "Porkrastionation" nachschlagen :'D Gibt es eigentliche eine prokrastinantishce Kirche? Wenn nein, darf man eine gründen? :D Auf jedenfall hat Dein Blog mehr Aufmerksamkeit verdient! Und ich wünsche mir jetzt Mal eine Review zu meinem LIEBLINGS Manga: Bakuman! Würde ich seeeeeeeehr spannend von Dir finden ;3
AntwortenLöschenLG Chris
Danke für das liebe Kompliment und die Unterstützung!
LöschenDafür müsst ich Bakuman erstmal lesen. Meine Liste ist noch sooo lang :(